Lange Zeit wurde die vierteljährige chemische Entwurmung von Pferden als vorbildliches Behandlungskonzept zur Wurmbekämpfung empfohlen. Rein prophylaktisch – ohne den Wurmbefall beim Pferd nachgewiesen zu haben. Aber warum Verabreichen wir Medikamente, wenn keine Würmer da sind? Berechtigte Frage, insbesondere wenn wir die negativen Folgen der strategischen Entwurmung heute betrachten:
- Große und zunehmende Resistenzbildung von Würmern auf unsere gängigen Entwurmungsmittel
- Wirksamkeit chemischer Entwurmungsmittel ist dadurch zunehmend reduziert
- Unnötige Belastung von Umwelt und Pferd mit Medikamenten
- Kontamination der Weide
Ansatzpunkt der selektiven Entwurmung
Untersuchungen haben erwiesen, dass in einem Pferdebestand oft nur wenige Tiere zu den sogenannten „hohen Ausscheidern“ gehören und viele Wurmeier abgeben. Diese Pferde kontaminieren dann Stall und Weide und infizieren auf diese Weise die anderen Artgenossen. Im Rahmen der selektiven Entwurmung werden die „hohen Ausscheider“ durch regelmäßige Kotproben identifiziert. Dabei wird ein Pferd erst ab einem bestimmten Schwellenwert (200 Eier pro Gramm Kot) entwurmt, da ein geringer Verwurmungsgrad bei Pferden keine Symptome verursacht und sogar das Immunsystem stimuliert.
Das Vorgehen der selektiven Entwurmung
Die Grundidee der selektiven Entwurmung ist es, den Wurmbefall des Pferdes zu überwachen, indem in regelmäßigen Abständen Kotproben durchgeführt werden. Im ersten Jahr werden 4 Kotproben gemacht, so können zum einen die Wurmarten und zum anderen die Stärke des Wurmbefalls ermittelt werden. Eine Gabe der Wurmkur erfolgt nur bei „hohen Ausscheidern“ und der Wirkstoff der Wurmkur wird dabei gezielt auf die Parasiten abgestimmt. Nach 2 bis 3 Wochen wird mit einer weiteren Kotprobe die Wirksamkeit der Wurmkur überprüft. Diese Kontrolluntersuchung ist wichtig für die Bewertung des Behandlungserfolgs und zeigt, ob gegen den verwendeten Wirkstoff Resistenzen im Pferdebestand bestehen. Nach einem Jahr ist es ausreichend nur noch 2 mal jährlich den Bestand mittels Kotproben zu überwachen. Durch dieses Vorgehen ist die selektive Entwurmung eine sichere Methode, um den Wurmdruck in einem Bestand nachhaltig zu reduzieren.
Der beste Weg: Wurmbefall vorbeugen
Am wichtigsten und effektivsten, um den Wurmdruck zu reduzieren, ist immer noch eine gute Hygienesituation in Pferdehaltungen. Stall und Auslauf sollten täglich gründlich gesäubert werden, insbesondere auch die Futterstellen. Ideal ist eine Fütterung aus bodennahen Raufen. Für die Weideflächen wird ein regelmäßiges Absammeln empfohlen, mindestens alle 3 Tage und wenn möglich auch ein Koppelwechsel. Das Abschleppen ungereinigter Weiden oder die Düngung von Pferdefutterflächen mit Pferdemist verstärken den Wurmdruck und sollte vermieden werden. Unterstützend kann das Immunsystem des Pferdes mit alternativen Heilverfahren, wie z.B. Homöopathie oder Akupunktur, gestärkt werden. Parallel kann die Darmflora mit speziellen Kräutermischungen stabilisiert werden, um ein „wurmwidriges“ Klima im Pferdedarm zu schaffen.
Fazit
Ziel der selektiven Entwurmung ist die Erreichung eines „wurmfreien“ Pferdebestandes durch eine Überwachung des Wurmbefalls mit regelmäßigen Kotproben.
Nur wenige Pferde gehören zu den sogenannten „hohen Ausscheidern“ und müssen entwurmt werden.
Mit Sauberkeit, alternativen Heilverfahren und Optimierung der Fütterung kann der Wurmbefall bei Pferden bedeutend reduziert werden.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in eine wurmfreie Zukunft!